
Ehlersdorf. Spannend bis zum letzten Reiter blieb es beim Großen Preis des CSN Ehlersdorf. Mit dem letzten Ritt im Stechen lag alles an dem erst 19-jährigen Hannes Ahlmann aus Reher und seinem Holsteiner Hengst Nerrado. Lediglich sechs der 69 Starter waren im anspruchsvoll aufgebauten Umlauf fehlerfrei geblieben und hatten sich für das Stechen qualifiziert.

Vor Ahlmann gelang jedoch niemandem eine strafpunktfreie Runde. So hieß es Nerven behalten. Das tat der Schlussreiter, der mit einem stilistisch sehr schön anzusehendem Ritt den einzigen Nullfehlerritt im Stechen schaffte und sich so neben dem Preisgeld von 2500 Euro über einen Hotelgutschein als Ehrenpreis freuen konnte. „Nerrado ist unglaublich ehrgeizig“, so der strahlende Sieger über sein Pferd, „er ist ein echter Kumpel.
Ich habe ihn jetzt seit zweieinhalb Jahren und wir haben sehr gut zusammen gefunden. Im Umlauf hat er die ersten zwei Stangen leicht berührt. Ab Sprung drei hat man dann gemerkt, dass er keinen Fehler machen will.“

Nicht nur im Großen Preis war Ahlmann erfolgreich: Der junge Reiter führte gleich mehrfach die Ehrenrunde an. Im Youngster-Zwei-Phasen-Springen der Klasse S* siegte er mit Baloucan und wurde mit Carlton SR Dritter. Am Sonnabend im Youngster M** wurde er mit diesen Pferden Erster und Zweiter. Das brachte ihm einen Sonderehrenpreis ein, denn für den besten Reiter der Youngster Tour gab es 500 Euro. Doch damit nicht genug: Er siegte in einem weiteren S-Springen und wurde am Freitag zweimal Zweiter in Springpferdeprüfungen. Ahlmanns Ziel für dieses Jahr ist eigentlich die Weltmeisterschaft der jungen Pferde in Lanaken (Belgien). Es gibt da nur ein Problem: „Die Deutsche Jugendmeisterschaft ist am gleichen Wochenende. Vielleicht fahre ich zwischen, das ist ja nicht so weit“, schmunzelt Ahlmann, der bereits bei den Junioren sehr erfolgreich ritt und daran nun in seiner ersten Saison als Junger Reiter anknüpft.

Den Parcours im Großen Preis hatte Parcourschef Peter Schuhmacher ganz korrekt auf Drei-Sterne-Niveau anspruchsvoll gebaut. Genau solche Aufgaben fehlten in den von der Corona-Pandemie geprägten vergangenen Monaten und waren unter anderem für Weltklassereiter wie Rolf-Göran Bengtsson (Schweden), Ex-Doppeleuropameister Marco Kutscher (Bad Essen) und Nationenpreisreiter Philipp Weishaupt (Riesenbeck) ein guter Grund, nach Ehlersdorf zu reisen. „Der Hannes reitet richtig gut”, stellte Weishaupt schmunzelnd fest.

„Corona hat die ganze Planung über den Haufen geworfen“, erzählte Marco Kutscher. Der Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von Athen 2004 wollte unbedingt in Ehlersdorf starten: „Der Große Preis ist für mich das erste Springen seit Mitte März, dass mal wieder auf einem guten Niveau ist. Hier sind fantastische Bedingungen. Ich habe Jörg Naeve vor ein paar Wochen angerufen und gefragt, ob ich bei ihm reiten darf.“ Der „Global Player“, wie Turniersprecher Carsten Sostmeier anmerkte, ist mit seinen Pferden eigentlich weltweit auf Turnieren unterwegs. „Für viele meiner Kollegen und mich ist dieses Turnier das erste, bei dem wir wieder vor Publikum reiten. In den letzten Wochen waren zwar viele Arbeitsturniere vor leeren Rängen. Aber jetzt vor vollem Haus, soweit das mit den Corona-Bedingungen eben möglich ist, ist es schon noch etwas anderes.“ 250 Personen durften zeitgleich auf dem Gelände sein. Das lockte viele Zuschauer, die in den letzten Wochen draußen bleiben mussten. Abstand halten war dabei das oberste Gebot. Präsident Breido Graf zu Rantzau kam vorbei, ebenso Meredith Michaels-Beerbaum, die Mathilda Carlsson coachte, und Springausschuss-Mitglied Dr. Michael Rüping. Es war fast ein wenig so wie vor der Corona-Pandemie: familiär, spannend und ein willkommener Anlass, sich auszutauschen über Pferde, Zucht, gemeinsame Bekannte und die Zukunft des Sports.

Im Mittelpunkt des ersten Turniertages am Freitag standen dabei die jungen Pferde, denn die Einlauf- und Qualifikationsprüfungen zu den Bundeschampionaten bestimmten den Auftakt. Auch wenn der Veranstaltungskalender durch die Corona-Pandemie ausgedünnt ist und in den Qualifikationen zu den Bundeschampionaten, der FN-Turnierrückstand berücksichtigt wird, Leistung fragten die Parcourschefs trotzdem ab.
Der Bremer Hergen Forkert freute sich sichtlich über den Sieg mit dem aus eigener Zucht stammenden fünf Jahre alten Hannoveraner Cristo (Note 8,7). Dahinter reihte sich ein Holsteiner Hengst namens Knuffi Nu ein. Der Fuchs von Kannan aus einer Clarimo-Mutter stammt aus der Zucht von Achaz von Buchwaldt und gehört seiner Frau Elisabeth, Reiter des mit 8,4 bewerteten Springpferds ist Frank Wagner (Friedrichshulde). Die exakt gleiche Note holte sich Nele Kortsch aus Schulendorf mit Cosmo Classico.
Die allererste Prüfung des CSN Ehlersdorf war eine Springpferdeprüfung der Klasse A. Hier war Mescasl, im vergangenen Jahr Bundeschampion der 5-jährigen Springponys, unter Johanna Beckmann (Brunsbüttel) nicht zu schlagen.

Ein positives Fazit zieht Turnierveranstalter Jörg Naeve nach den elf Prüfungen: „Ich bin rundum zufrieden mit dem gesamten Ablauf. Es war für die meisten Reiter das erste größere Turnier nach der Pause. Dass Weltmeister und Europameister starten, das hat man auf so einem nationalen Turnier sonst nicht.“ Naeve betont: „Natürlich hatten wir Corona-Bedingungen einzuhalten, was wir auch mehrfach durchgesagt haben. Das hat sehr gut funktioniert.“

Schreibe einen Kommentar