Kiel. Covid-19 und die getroffenen Vorkehrungen haben auch die Reiter fest im Griff. Die Lage spitzte sich in der vergangenen Woche immer weiter zu. Nahezu stündlich gab es neue Entwicklungen. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) ist unermüdlich im Einsatz, um Fragen zu beantworten und mit den Behörden zu verhandeln, dass wir Reiter unsere Pferde weiterhin versorgen dürfen. (Weiter dazu: www.pferd-aktuell.de/coronavirus). Mit dem Erlass vom 16. März stand fest, dass jegliche Veranstaltungen abgesagt werden müssen und alle Sport- und Freizeiteinrichtungen zu schließen sind, was Reitunterricht mit einschließt. Es ist eine schwere Zeit für Stallbetreiber, Reitlehrer, Vereine, im Prinzip jeden, der mit Pferden zu tun hat.

„Das wird finanziell ein Riesenproblem für uns werden. Der Schaden ist noch nicht abzusehen“, macht Maya Johanna Japp deutlich. Die Pferdewirtschaftsmeisterin arbeitet in der Schule für anspruchsvolles Freizeitreiten von Ina Krüger-Oesert in Großbarkau. 21 Pferde und Ponys gehören zum Hof, dazu kommen zwei Einsteller und Berittpferde. „Der Coronavirus hat große Auswirkungen auf uns. Das trifft uns persönlich, emotional und finanziell“, macht Krüger-Oesert deutlich. Die beiden haben mehrere Standbeine, von denen die meisten nun für einen ungewissen Zeitraum wegbrechen: „Wir geben Kurse, machen bei Shows mit, arbeiten beim Film, haben Berittpferde und geben Reitunterricht.“  Beim Plöner Gesundheitsamt hatte Krüger-Oesert sich informiert, ob wenigstens Einzelunterricht stattfinden dürfe. Leider nein war die Antwort. Bei der Hansepferd Ende April wären sie im Showprogramm mitgeritten. Mit einem Schaubild, dass dort das letzte Mal gezeigt werden sollte. Nun wird man es nicht mehr sehen. „Das ist natürlich super schade, es wurde dafür auch schon Geld investiert. Aber die Absagen sind natürlich absolut verständlich. Die Gesundheit geht vor“, so Krüger-Oesert. Ein Berittpferd wurde am Montag vorzeitig abgeholt. Die Besitzerin hatte Angst vor einer Ausgangssperre, erklärte Japp. Auch die beiden Frauen gehen inzwischen davon aus, dass eine solche Ausgangsbeschränkung kommen wird. Die Kosten für die Pferde laufen indes weiter. „Das werden harte Zeiten, die an die Substanz gehen“, sind sich die beiden sicher. „Natürlich haben wir Zukunftsängste. Aber wir haben auch schon eine Welle der Solidarität erfahren. Reitschüler, Eltern und Reitschulkinder haben uns Geld in die Hand gedrückt. Das hat uns emotional und mental wieder ein bisschen aufgebaut.“

Janin Stoltenberg (l.) mit Charlotte Lenkersdorf und Kiitos. Foto: Tara Gottmann

Hart wird es auch für die Reitvereine. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung gab bereits am vergangenen Wochenende die Empfehlung, alle Veranstaltungen bis zum 30. April abzusagen. Doch die Turnierabsagen gehen bereits jetzt darüber hinaus, auch das große Wiesbadener Pfingstturnier im Juni ist davon betroffen. So wird ebenfalls das große Turnier des Probsteier Reitervereins Schönberg nicht stattfinden. „Wir bekommen dafür gar keine Genehmigung der Gemeinde“, erklärt die erste Vorsitzende Janin Stoltenberg. „Aber natürlich müssen wir auch an das Wohl unserer Vereinsmitglieder denken.“ Inwiefern eine abgespeckte Version des Turniers zu einem späteren Zeitpunkt möglich ist, sei noch nicht abzusehen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Vereinsleben erst einmal stillgelegt. Lehrgänge, Reitunterricht, Arbeitseinsätze, Zusammenkünfte – alles wurde abgesagt. „Auch finanziell wird die Turnierabsage für uns ein richtiges Problem“, stellt Stoltenberg klar.

Im Schönberger Reitstall ist es inzwischen so, dass die Reiter sich in Listen eintragen sollen. Wer war wann da und aus welchem Grund? Eine solche Dokumentation rät die FN jedem Stallbetreiber. Im Falle einer möglichen Ausgangsbeschränkung wurden bereits Formulare verteilt, damit die Pferdebesitzer weiterhin ihre Pferde versorgen können. In manchen anderen Reitställen dürfen nur noch die Pferdebesitzer in den Stall kommen, die Reitbeteiligungen müssen zu Hause bleiben.

Das Reitturnier in Schönberg wäre die zweite Station der beliebten Mannschaftsspringserie Champ Trophy  gewesen. Bereits die erste Station im April in Eutin fällt weg. „Nach dem jetzigen Stand wollen wir die Serie versuchen zu veranstalten“, so Serieninitiator Thomas Stahl (Felm).  „Keiner weiß genau, was passieren wird.“ Stahl ist zudem Vorsitzender im Reit- und Fahrverein Felm. Eigentlich war in den Osterferien ein Reitabzeichenlehrgang geplant. Der fällt nun aus. Ob der am 1. Mai geplante Reitertag veranstaltet werden kann, steht noch nicht fest. „Die ganze Vorbereitung fällt aber ins Wasser. Niemand weiß, ob die Sperre nicht noch verlängert wird.“ 

Gleich vier Trainingsturniere wären im April im Reitsportzentrum Am Moltkestein in Schülp bei Rendsburg gewesen. Zu diesen Turnieren fahren viele Reiter, die sich auf die Turnierbedingungen vorbereiten wollen, sowie Züchter und Ausbilder. Turnierorganisator Peter Schultes (Schaalby) erläutert: „Der Reitsport leidet darunter. Zu unseren Turnieren kommen viele, die hier Pferde vorstellen, die verkauft werden sollen. Können sie ihre Pferde nicht im Sport zeigen, können sie sie auch nicht so gut verkaufen. Für uns ist das natürlich ärgerlich. Aber viel schlimmer ist es für den Anlagenbesitzer,  von dem wir die Plätze für die Turniere mieten.“

Emily und Nika Tammert (v. l.) mit Chardonnay und Cessino. Foto: Tara Gottmann

In den Osterferien auf die Turniersaison vorbereiten wollten sich auch Nika und Emily Tammert (Kiel). Die Schwestern hatten einen Reitabzeichenlehrgang geplant, um künftig mit der Leistungsklasse 6 starten zu können. „Es ist sehr schade, aber Sicherheit geht vor.“

Wie sieht es bei euch im Stall aus? Dürfen nur noch die Pferdebesitzer in den Stall? Oder sind auch die Reitbeteiligungen erlaubt? Gibt es bereits zeitliche Beschränkungen? Oder ist euer Stall sogar ganz zu? Schreibt es gerne in die Kommentare.