Neumünster. Die 70. VR Classics in den Holstenhallen waren für einen Reiter aus Schleswig-Holstein ganz besonders erfolgreich: Nisse Lüneburg (Hetlingen) sichert sich mit einem achten Platz im Großen Preis am Sonntag den Sieg in der Riders Tour und ist nun Rider of the Year. Zu diesem Erfolg kommen noch der Sieg im internationalen Eröffnungsspringen am Freitag mit Look at Me R sowie zwei Siege in den beiden Weltranglistenspringen am Sonnabend mit Alina und Look at Me R.

Erst war das offizielle Foto an der Reihe,…
…dann folgte die Sektdusche. Fotos: Tara Gottmann

Lüneburg war bereits als Favorit für die Riders Tour gehandelt worden, so hatte er doch einen komfortablen Vorsprung von 18 beziehungsweise 19 Punkten auf Julian Anquetin aus Frankreich und David Will. Am Sonntag im Großen Preis, der in zwei Umläufen entschieden wurde, wurde es dann noch einmal spannend. Vorher stand fest: Sollten Anquetin oder Will diese Prüfung gewinnen, während Lüneburg nicht punktet, ist der Gesamtsieg dahin. Will startete mit acht Fehlerpunkten, doch Anquetin zog mit einer fehlerfreien Runde in den zweiten Umlauf ein. Lüneburg ritt als letzter Teilnehmer der ersten Runde in den Parcours ein. Der 31-Jährige behielt die Nerven, ritt eine fehlerfreie Runde und sicherte sich den Titel “Rider of the Year”.

Im zweiten Umlauf sah es dann auch so als, als wenn der amtierende Derbysieger alles perfekt machen würde. Blitzschnell war er im Stechparcours unterwegs. Die Zeit hätte gereicht. Doch dann fiel am letzten Hindernis eine Stange.

Mario Stevens und Landano OLD

Der Sieg im Großen Preis ging damit an Mario Stevens (Molbergen), der mit dem Oldenburger Landano aus familieneigener Zucht schnell und ohne Fehler geblieben war. „Das ist natürlich etwas Besonderes, diese traditionsreiche Prüfung in Neumünster zu gewinnen“, so Stevens. Durch diesen Sieg verbesserte er sich in der Riders-Tour-Wertung auf Rang zwei. „Ich habe natürlich vorher auch gesehen, dass es rechnerisch möglich ist, ein Auto zu gewinnen. Da wollte ich dann natürlich versuchen, besonders schnell zu sein.“ Dritter wurde Patrick Stühlmeyer. Für das Top-Trio in der Riders Tour gab es jeweils einen Landrover als Ehrenpreis.

Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB

Ein besseres Geburtstagsgeschenk hätte sich Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) am Sonntag gar nicht machen können: Mit ihrer TSF Dalera BB hat die Dressurreiterin die Weltcup-Kür mit 89,640 Prozent gewonnen, eine neue persönliche Bestleistung. Am Sonnabend hatte das Paar bereits den Grand Prix de Dressage mit neuer persönlicher Bestmarke von 81,500 Prozent für sich entschieden.

„Dalera hat einen tollen Charakter“, schwärmte die Reiterin von ihrer Stute. „Zu Hause ist sie anhänglich wie ein Hund, aber auf dem Turnier in der Prüfung ist sie eher wie ein Rockstar. Sie liebt die Atmosphäre.“ Daher hatte die braune Stute auch keine Schwierigkeiten im „Hexenkessel“ Holstenhalle, in dem sie zu den Klängen von La La Land durchs Viereck tanzte. „Es ist in Neumünster natürlich sehr eng, aber Dalera fühlte sich gut an.“

Sie lobte weiterhin: „Die Zuschauer hier sind unglaublich und sehr fachkundig.“ Für die Trakehnerstute ist das Kapitel Weltcup für diese Saison allerdings abgeschlossen: „Dalera fährt nicht nach Las Vegas“, so von Bredow-Werndl. Dort wird im April um das Weltcupfinale geritten. Neumünster war die neunte von elf Etappen. Bei der elften, im März in S’-Hertogenbosch, wird sie ihr zweites Pferd Zaire-E satteln. Danach werde sie weitersehen. Ihr Ziel seien eigentlich die Olympischen Spiele in Tokio. „Ich hoffe, dass das klappt. Dieser Sieg jetzt ist für mich wie ein Etappenziel bei der Tour de France.“

Isabell Werth und Emilio

Die Titelverteidigerin im Weltcup wurde in der Kür in NeumünsterZweite. Isabell Werth (Rheinberg) ist mit Weihegold in Las Vegas gesetzt. Nun will sie Emilio qualifizieren. Am Sonnabend hatte es noch sichtbare Spannungen gegeben, in der Kür lief es besser. „88,450 Prozent ist auch mein bestes Ergebnis mit Emilio“, berichtete Werth, die in Neumünster bereits neunmal gewonnen hatte. „Er lief heute richtig super, er war konzentriert und fokussiert. Ich bin glücklich.“ Einen Patzer in den Einerwechseln gab es jedoch: „Ich sollte nicht zu viel nachdenken, das ist manchmal besser“, nahm sie diesen auf sich. Für sie sind sowohl das Weltcupfinale als auch die Olympischen Spiele denkbar. Werth macht aber deutlich: „Das in einem Jahr ist hart. Da muss man schon mehrere gute Pferde haben.“

Helen Langehanenberg und Damsey FRH

Mit 85,220 Prozent kamen Helen Langehanenberg (Billerbeck) und ihr 18-jähriger Damsey FRH auf Platz 3. Auch Langehanenberg war voll des Lobes für ihr Pferd: „Er fühlt sich noch viel jünger an und sieht auch nicht aus wie ein altes Pferd.“ Im nationalen Grand Prix Special siegten Charlott-Maria Schürmann (Gehrde) und Burlington FRH. Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage), Siegerin vom Freitag, war vorzeitig abgereist: Am Freitagmorgen war ihr voriges Erfolgspferd Desperados FRH mit 19 Jahren plötzlich zu Hause verstorben.

Am Donnerstag starteten die VR Classics wie gewohnt national. Das große Highlight war der 27. Schauwettkampf, der richtig gut an kam und für eine ausverkaufte Holstenhalle sorgte. Sieben Schauschilder, zwei mehr als sonst. Die Besten waren nach Ansicht der Jury direkt die ersten Teilnehmer. Die Pferdesportgemeinschaft Süderlügum thematisierte die VR Classics: Springreiten, Dressurreiten, Schauwettbewerb, Gastronomie und Messe – zu allen dieser Punkte beteiligten sich an die hundert große und kleine Vereinsmitglieder zu Fuß oder zu Pferd/Pony. Publikumssieger wurde die Reitgemeinschaft Augustenhof mit ihrem Schaubild “Das Klassentreffen”. Vorher wurde das Ponychampionat ausgetragen. Das entschied die amtierende Landesmeisterin Vieca Sofie Bade im Sattel von Campino mit einer 8,8 für sich. Bade ist in der PSG Süderlügum und machte im Anschluss natürlich auch beim Schauwettkampf mit

Alle Ergebnisse gibt es hier.