Neumünster. Ferrari Forever heißt der Siegerhengst der Körung beim 57. Trakehner Hengstmarkt. 37 Hengste waren angetreten, 14 wurden gekört, vier prämiert. Der Schimmel von Helium-Impetus-Trocadero überzeugte nicht nur die Körkommission bestehend aus Lars Gehrmann (Neumünster), Elmar Lesch (Thomasburg), Hans-Peter Karp (Ochtrup), Hans-Leonhard Britze (Daverden) und August Camp (Geldern): „Ein Hengst ohne Aufwand, ohne Getöse, aber mit richtig, richtig Qualität.“ Er sei einer der komplettesten Hengste des Jahrgangs. „Er bewegt sich immer taktgeflossen bei jeder Phase seines Auftretens. Ganz vornehm in der Selbsthaltung, vornehm auch hinsichtlich seines Benehmens.“ Züchter des Hengstes ist Dagobert Vester aus Hennef. Als Fohlen ersteigerte der Österreicher Hans-Jörg Gassner den jetzigen Champion. Und der will ihn auch behalten. Anders als in den Vorjahren stand der Siegerhengst nicht zum Verkauf.

Dafür aber der Reservesieger: Taryk von Lücke-Hirtentanz-Caanitz, aus der Zucht von Gisela Gunia (Uslar). Der bildschöne braune Hengst war von Anfang an Publikumsliebling in Neumünster, der sich nicht zur zu bewegen wusste, sondern auch die beste Note beim Freispringen erhielt. „Ein Sympathieträger, der sich immer durch den ganzen Körper bewegt. Er verbindet Geist mit Kraft. Darüber hinaus ist er hoch motiviert und hat Spaß an der Leistung, das haben wir beim Freispringen gesehen“, so die Beurteilung durch Gehrmann. Taryk wechselte in der Auktion für 78.000 Euro den Besitzer und stellte damit die Preisspitze der gekörten Hengste.
Der Preisdurchschnitt lag bei 38.083,33 Euro, die zehn versteigerten ungekörten Hengste kosteten im Schnitt 14.350 Euro. Zu allen Auktionsergebnissen geht es hier. Mit den Hengsten war die Körkommission sehr zufrieden. Schon auf dem Pflaster hätten die Pferde durch ihre überwiegende Korrektheit überzeugt. „Das Freispringen war ein besonderes Highlight. Wir wollen immer auch alle Hengste im Freispringen sehen. Das Springen ist ein wichtiges Kriterium, auch für dressurveranlagte Pferde. Es muss keine Häuser springen können, aber es muss seinen Körper bewegen können“, so Gehrmann. „Den Schritt und den Galopp kann der Reiter kaum verändern, daher ist auch die Beurteilung davon ein ganz entscheidendes Kriterium.“ Eine Sache merkte der Zuchtleiter an: „Wenn man sich etwas wünschen dürfte, wäre das etwas mehr Losgelassenheit im Schritt. Natürlich muss man da auch die Kulisse hier berücksichtigen. Aber es liegt auch schon in der Vorbereitung. Man sollte nicht übertreiben, weniger wäre manchmal sicherlich mehr.“
Die weiteren gekörten Hengste:

“Ein Hengst mit einer besonderen Ausstrahlung, was ihn schon auf dem Pflaster zu einem Publikumsliebling machte. Er hat einen beachtlichen Schritt und schwingt im Galopp immer durch den Körper.”

“Ein Monument von einem Hengst. Er ist in der Plastik und Modellierung kaum zu übertreffen, eine große Schönheit. Sein Antritt und seine Stärke lassen keine Zweifel aufkommen. Er ist ein Bergaufpferd mit Komfort und Format. Dazu ist er noch interessant gezogen über Schwarzgold, aus einem alten ostpreußischen Stutenstamm.”

“Er ist noch sehr schmal, noch sehr grün. Aber ein ganz kluges Pferd, immer bergauf, in jeder Phase der Bewegung. Er hat gestern beim Freilaufen die Gunst des Publikums im Sturm erobert. Er ist jederzeit in der Lage unter den Körperschwerpunkt zu treten, trotz seiner etwas langen Rückenlinie.”

“Ein High Motion-Sohn der besten Machart. Sehr typtreu, mit einer großzügig angesetzten Halsung. Ein antrittsstarker Hengst, der mit der Qualität seiner Grundgangarten zu überzeugen wusste.”

“Die Scheckfarbe hatte in Ostpreußen in der Warmblutzucht Tradition, die durch die Flucht einiger Scheckstuten noch intensiv fortgeführt wird. Der Hengst ist überlegen durch sein souveränes Interieur, er ist immer Herr der Lage. Beim Freispringen formschön mit seinem Vorderbein. Er trägt diese Jacke in der Tradition der Trakehner Scheckenzucht. Wenn wir diese Zucht fortführen wollen, brauchen wir Vererber dieser Farbe. Das ist ein ganz qualitätsvoller Hengst.”

“Ein pompöses Hengstmodell mit besten Bewegungen. Er steht für die Zucht der Trakehner weltweit.

“Der hochbetagten Octavio stellt hier zum ersten Mal einen Sohn. Er ist nach seinem Vater der letzte Vertreter dieser Hengstlinie. Diese Genreserve sollten wir unbedingt nutzen und konservieren. Ein Hengst von hoher Sportlichkeit mit einer hervorragenden Galoppe und einem sicheren Springen. Er überzeugt durch sein Interieur, seine Durchlässigkeit und verfügt über die gewünschte Mechanik. Ein Sportler durch und durch.”

“Ein Hengst aus Dänemark mit einem mit viel Blut ausgestattetem Pedigree. Er steht über viel Boden und repräsentiert einen großen Rahmen. Eine ausdrucksvolle Persönlichkeit, sehr effektvoll im Ablauf. Er sprang hervorragend auf der Vorauswahl, konnte das hier in Neumünster jedoch nicht so ganz präsentieren.”

“Ein hochgewachsener Jüngling mit viel Aufsatz und einer gut ausgeprägten Sattellage. Er ist noch sehr schmal. Er zeigte sich hier durchaus mit Highlights, die er beim Freilaufen unter Beweis gestellt hat.” Für den Züchter gab es als Sonderehrenpreis eine Plakette von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein für den besten in Schleswig-Holstein gezüchteten Hengst.
Kiranga von Millennium-Kasimir-Tambour
Blues and Royals von Millennium-Münchhausen-Kostolany: “Ein Hengst jugendlicher Machart, angenehm vornehm. Immer bergauf, er macht sich groß im Gang und tritt federleicht im Abfuhren.”
Sturmpfeil von Under Fire-Sixtus-Benny The Dip xx: “Ein komfortabler Hengst mit viel und großen Partien. Ein sportlicher Alleskönner, dem keine Disziplin zu schwer zu sein scheint. Am Sprung sauber und sachlich durch den Körper. Er hat eine gute Oberlinie, läuft sauber im Schritt. Ein Sporthengst von ganz großer Qualität.”
Die anderen Tage:

Als Trakehner Jahressiegerstute wurde am Sonnabend die Pr.St. Lilli’s Marlen v. Kentucky-Rheinklang (Züchter Hartmut Gremmes, Jühnde, Besitzerin Christina Gremmes, Jühnde) ausgezeichnet.
Bereits am Freitagabend waren die Holstenhallen fast ausverkauft: Reitmeisterin Ingrid Klimke war für eine Lehrstunde angereist. In vier verschiedenen Gruppen, von vierjährigen Nachwuchspferde, über Vielseitigkeitspferde zu Dressurpferden und Springpferden, erklärte sie die vielseitige Ausbildung mit Cavalettis.

Auch beim großen Galaabend war die Vielseitigkeitseuropameisterin dabei. Denn es hieß Abschied nehmen: Der 15-jährige Trakehnerwallach Parmenides, den Klimke von Beginn an unter dem Sattel hatte, wurde aus dem Sport verabschiedet. „Aber ich nehme den Sattel jetzt nicht ab, wie das bei einer Verabschiedung üblich ist“, kündigte Klimke an. Stattdessen stieg Züchterin und Besitzerin Marion Gottschalk (Bruchköbel) auf, zu der Parmenides nun wieder zurück geht.

Anlässlich des Galaabends erhielten zwei Reiterinnen ganz besondere Auszeichnungen: Maja Kozian Fleck (Bordesholm) wurde das Goldene Reitabzeichen für ihre Erfolge im Vielseitigkeitsreiten verliehen, Christina Ellendt (Heikendorf) erhielt es für ihre Erfolge im Dressurreiten.


Überschattet wurde der Trakehner Hengstmarkt durch einen Unfall, der sich gegen Ende des Freilaufens am Sonnabend ereignete. Einer der Junghengste versuchte, ohne vorher übermäßig nervös gewesen zu sein, über die Tür am Ausritt zu springen. Dabei wurde eine Frau schwer verletzt, ein Rettungshubschrauber kam und das Programm wurde für etwas über eine Stunde unterbrochen. Am Sonntag wurde bekanntgegeben, dass sie inzwischen außer Lebensgefahr und wieder ansprechbar sei.
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