Flintbek/Stadl-Paura. Mit dreimal Silber im Gepäck ist Johanna Boysen aus Flintbek im Sommer von den diesjährigen Jungzüchterweltmeisterschaften im Österreichischen Pferdezentrum Stadl-Paura zurückgekehrt. Zum einen wurde sie Zweite in der Einzelwertung bei den Senioren. Auch für ihr Seniorenteam aus Schleswig-Holstein wurde es der Silberrang. Das Juniorenteam der Holsteiner erhielt ebenfalls Silber. Das bedeutete außerdem Platz zwei im Gesamtranking.
20 Jungzüchterverbände waren in Stadl-Paura am Start, elf davon aus Deutschland. Die Zuchtverbände Holstein, Mecklenburg, Westfalen, Rheinland, Rheinland-Pfalz/Saar, Sachsen/Thüringen, Brandenburg-Anhalt, Baden-Württemberg, Bayern und Trakehner schickten ihre Teams. Von anderen Nationen waren Jungzüchter aus Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Irland, Dänemark, Schweden, Kanada, den USA und natürlich den Gastgebern aus Österreich am Start. Je Landesverband gibt es ein Juniorenteam (16 bis 19 Jahre) und ein Seniorenteam (20-25 Jahre). In jedem Team sind vier Teilnehmer, von denen die besten drei gewertet werden, wie beim Nationenpreis. Nach der Ankunft wurden alle mir einer Eröffnungszeremonie und einem Einmarsch der Nationen begrüßt, bevor der Wettbewerb am folgenden Tag begann.

Es gibt vier Disziplinen: Theorie, Freispringbeurteilung, Exterieurbeurteilung und das Vormustern. Johanna erklärt: „Für die Theorie gibt es einen Fragenkatalog mit über 500 Fragen. Damit fing die WM am Freitagvormittag an.“ Da sie jede Frage richtig beantwortete, konnte sie mit 100 Prozent bereits einen Grundstein legen. Danach folgte das Freispringen. „Bei der Freispringbeurteilung bewerten wir den Trab, den Galopp, die Vorhandtechnik, das Vermögen, die Elastizität und die Einstellung des Pferdes.“ Um einen Eindruck davon zu bekommen, was die Richter sehen wollen, gibt es zwei Vorberurteilungen. „Es wird geprüft, wer die wenigsten Abweichungen zu den Richtern hat. Im Anschluss an das Freispringen folgt die Exterieurbeurteilung, auch hier wieder mit zwei Vorbeurteilungen. Jeder Teilnehmer beurteilt jedes Pferd. „Dabei wird der komplette Körperbau plus der Schritt und der Trab beurteilt. Die Zielfrage hierbei ist: ‚Was macht ein gutes Zuchtpferd aus?‘, wobei wir nur Warmblüter beurteilen.“ Auch hier wurde die Flintbekerin Zweite. Ein Wettbewerb, der nicht in die Weltmeisterschaftswertung zählte, ist das Herausbringen des Pferdes. Dieser Wettbewerb sei mal daraus entstanden, die Veranstalter zu entlasten. Am zweiten Tag ist das Vormustern dran, also das Vorstellen an der Hand.

Die Siegerehrung fand am Abend eingebettet in ein Schauprogramm statt. „Da wurde unter anderem ein traditionelles Maibaumreiten mit Haflingern gezeigt und ein Programm mit Knallpeitschen, was dort ebenfalls Tradition hat.“
Nach dem Wettkampf war die Reise für die norddeutschen Jungzüchter noch nicht vorbei. Zusammen mit den anderen Verbänden wurde am Sonntag eine Bootstour in Stadt-Paura unternommen, bei der die Boote vom Land aus von Pferden gezogen wurden. Danach wurde ein Aktivstall besucht, bevor es nachts nach Wien ging. Natürlich gehörte ein Besuch in der Wiener Hofreitschule dazu, bevor am Montagabend die Heimreise angetreten wurde.
„Eigentlich ist es ein großes Miteinander mit den anderen Verbänden. Man schaut über den Tellerrand und lernt viel von den neuen Leuten kennen“, erzählt Boysen über die Gemeinschaft bei den Jungzüchtern.

In Österreich war es bereits die dritte WM-Teilnahme für die Lehramtsstudentin. Vor zwei Jahren wurde sie in Kanada Weltmeisterin mit dem Team bei den Senioren. In der Einzelwertung kam sie auf den 12. Rang. 2015 wurde es in England ebenfalls die Goldmedaille mit dem Seniorenteam. Für Boysen war es gleichzeitig der letzte Wettkampf: „Teilnahmeberechtigt bei den Senioren ist man im Alter von 20 bis 25 Jahren“, so die 24-Jährige, die nächsten Monat Geburtstag hat. „Jetzt werde ich Trainer, dann kann ich trotzdem noch mit zu den Turnieren fahren.“ Johanna fing im Jahr 2013 im Alter von 18 Jahren bei den Jungzüchtern an. „Eine Freundin und ich wollten uns das einfach mal angucken und sind zu einem Treffen der Jungzüchter Bordesholm/Plön gegangen. Uns hat es gefallen, also blieben wir. Das war eigentlich sehr spät, schließlich kann man schon als Kind oder Jugendlicher dahin. Mit 40 kann man aber auch noch Jungzüchter werden.“
Alle Ergebnisse der Jungzüchterweltmeisterschaft gibt es hier.
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